Haltungsklasse

Installation im öffentlichen Raum, 2025

 

Plakatmotiv für die 27 Kunstsäulen der Stadt Köln. Präsentation von Februar – April 2025 auf Litfasssäulen im ganzen Stadtraum.

Seit etwa 8000 Jahren leben Menschen mit Hühnern zusammen. Als Haustier waren sie schon immer auch ein Produkt von uns Menschen. Sie wurden für Aufgaben wie Eierproduktion oder Fleischansetzung optimiert. Dass sie dabei auch häufig für den Nationalstolzes herhalten mussten, zeigt wie sehr sie Teil unserer Gesellschaft waren: Das Wappentier der Franzosen ist ein Gallischer Hahn, in Deutschland gab es die Rasse „Deutsches Reichshuhn“, die inzwischen fast ausgestorben ist und in der Schweiz das Schweizerhuhn, das in den Schweizer Nationalfarben daher kommt.

Heute ist in unseren Großstädten ist kein Platz mehr für sie, und kaum noch jemand kennt den Namen einer Hühnerrasse. Auf den Verpackungen von Eiern im Supermarkt, sehen wir Bilder von glücklichen Hühnern auf grünen Wiesen. Bei der Recherche für dieses Projekt musste ich leider feststellen, dass dies weit entfernt ist von der Realität: Selbst die Hühner der Bio-Haltungsklasse 0, also das beste, was wir üblicherweise kaufen können, sehen unter vielen Umständen kaum den freien Himmel. Sie leben mit bis zu 3000 anderen Hühnern in großen Hallen mit mehretagigen Käfigen, allein der Weg zum Außenbereich beudeutet für das Huhn dort großen sozialen Stress.
Mehr Informationen dazu gibt es z.B. hier: https://www.peta.de/themen/Eier/

Zu einem unfassbaren Ergebnis kam eine Studie des Amts für Stadtentwicklung und Statistik der Stadt Köln. Sie stellten fest, dass Menschen, die im Stadtteil Hahnwald leben, im Vergleich zu Menschen aus Chorweiler durchschnittlich nicht nur mehr als das vierfache verdienen, sondern zugleich auch rund 10 Jahre länger leben. Dieses Bild zieht sich durch die ganze Stadt: Je ärmer ein Viertel, desto kürzer leben die Menschen dort. Selbst in Nippes können die Menschen von fast 5 Jahre weniger Lebenszeit im Vergleich zu Hahnwald ausgehen. Als Gesellschaft lassen wir es also zu, dass Menschen den Mangel an finanziellen Mittel massiv mit ihren Lebensjahren bezahlen müssen. Mangelnde Umverteilung macht krank und tötet. Viele von uns spüren das gar nicht, und doch wir nahezu alle sogar persönlich davon betroffen. In der Arbeit habe ich darum in den Eiercodes, die an jeder der 5 Ebenen angebracht sind, Postleitzahlen von Kölner Stadtteilen eingebaut.
Mehr Infortmationen zur Studie gibt es hier:
https://www.ksta.de/koeln/koeln-lebenserwartung-in-aermeren-veedeln-niedriger-1-810930

Herzlich Danken möchte ich dem Hühnerrettung NRW e.V. für die Zusendung von Hühnerbildern! Durch die unermüdliche Arbeit ermöglicht der Verein vielen Hühnern noch ein schönes Leben, wenn sie in der Industrie ausgedient haben und ansonsten getötet werden würden. Einiger der geretteten Hühner sind nun auch in der Arbeit zu sehen
Mehr Infos zu ihrer Arbei (dort werden auch immer wieder neue Zuhause für Hühner gesucht): https://huehnerrettung.de/

Das Projekt „Kölner Kunstsäulen“ ist gefördert durch das Kulturamt der Stadt Köln und Stöer.